Markthaus öffnet im März 2016 seine Pforten in Lindenfels

Heute ist ein schöner Tag für Lindenfels“, sagte Bürgermeister Michael Helbig. Denn voraussichtlich im März wird mit Markthaus Mannheim ein Nahversorger die Tore dort öffnen, wo vor einigen Jahren der Supermarkt geschlossen hat. Dann werden sich die Bürger vor der Haustür wieder mit Gütern für den täglichen Bedarf eindecken können. Betreiber ist Markthaus Mannheim, das ein außergewöhnliches Projekt hier positionieren will. Die gemeinnützige GmbH ist ein Integrationsbetrieb, der neben Barrierefreiheit und schonendem Wirtschaften Inklusion als erklärtes Ziel festschreibt. So werden von den geplanten acht Beschäftigten in Lindenfels vier mit Behinderungen, Beeinträchtigungen oder Lernschwierigkeiten einen Arbeitsplatz finden. Seit einem Jahr steht die Idee im Raum, Markthaus im Burgstädtchen anzusiedeln. Der Integrationsbetrieb betritt in Lindenfels kein Neuland. Märkte nach diesem Muster
laufen bereits in Mannheim-Wallstadt, in Weinheim, in Neckarhausen,
in Mannheim-Friedrichsfeld und in Nussloch. Aber erstmals soll
ein solches Projekt auf hessischem Terrain angesiedelt werden.
Im Rahmen einer Pressekonferenz gestern im Rathaus rekapitulierte
Geschäftsführer Thomas Weichert die Anforderungen, die man
bis dato bewältigen musste. Das Standortgutachten ließ schnell eine
Lücke in der Nahversorgung erkennen, die sich mit dem Projekt gut
schließen lasse. Markthaus mit der Sparte Lebensmittel hat es sich ausdrücklich zum Ziel gesetzt, in Quartieren für eine Grundversorgung zu sorgen, in denen größere Supermärkte
geschlossen haben. Das betrifft vor allen Lagen am Stadtrand
und außerhalb der Zentren. Die Preise der Waren sollen auf
vergleichbarem Niveau von Supermärkten liegen, die sich auf großer
Fläche ausbreiten können. Handelspartner und Lieferant ist die Supermarktkette Rewe.

Erste Bewerbungen liegen vor

Erste Stellenbewerbungen liegen laut Weichert bereits vor. Dabei werden Marktleiter eingestellt, die über ein hohes fachliches Know-how verfügen müssen. Den Märkten gestehe man eine hohe Eigenverantwortung zu. Auch, wenn sie keine große Gewinnspanne erwirtschaften, müssten, so sollten sie doch eine schwarze Null schreiben. Die Beschäftigten in leitenden Positionen müssen Einkauf und Abrechnungen steuern. Damit soll sichdas breite Sortiment zügig dem lokalen Bedarf anpassen.Die Arbeitsplätze, die Menschen

mit Handicap besetzen, werden vom Landeswohlfahrtsverband finanziell unterstützt. Das bürokratische Prozedere läuft unterschiedlich von Bundesland zu Bundesland, merkte Weichert an. „Wir haben eine Weile gebraucht, um zueinander zu finden“, so der Geschäftsführer. Erst vor wenigen Tagen erhielt man den Bescheid. Der LWV wird für jeden Mitarbeiter mit Behinderung eine Unterstützung in Höhe von     50 000Euro leisten. Im Gegenzug verpflichtete sich Markthaus, den Integrationsbetrieb mindestens über sechs Jahre hinweg zu betreiben. Ansonsten sind die Gelder in voller Höhezurückzuzahlen. Im Kreis wird es der erste Integrationsbetrieb überhaupt sein. „Wir zeigen, dass es geht“, wies Weichert auf die Vorbildfunktion hin. Engere Kontakte habe man bereits zur Behindertenhilfe Bergstraße, zu Integrationsfachdiensten aber auch zur Arbeitsvermittlung aufgenommen. Im Unterschied zur Tätigkeit in den Werkstätten der Behindertenhilfe müssen die Beschäftigten aber eigenverantwortlich den Weg zur Arbeitsstätte finden. Eigentümer des Hauses ist die
Horst Dreher GbR. Sie hat 1988 das Gebäude an der Nibelungenstraße
für einen Lebensmittelladen erstellt. „Wir haben ein großes Interesse,
dass es hier keine Ruine wird“, bekundete Horst Dreher. Jetzt werde
man für Renovierungsarbeiten 150 000 Euro in Hand nehmen müssen.
Am 1. März sollen die Räumlichkeiten bezugsfertig sein. Aller Voraussicht nach werden die Lindenfelser Bürger ihren Ostereinkauf vor
Ort erledigen können. Eine definitive Zusage mochte der Geschäftsführer nicht geben: „Wir werden unser Bestes geben.“
Ob sich perspektivisch die Bürger über sogenannte Genussscheine ins
Geschäft einkaufen können, ließ Weichert noch offen. Dahinter steht
ein Konzept, nach dem sich Bürger an der Finanzierung über den Erwerb von Genussrechten beteiligen. Bei durchaus guter Verzinsung. Das Konzept hat den Nebeneffekt einer emotionalen Bindung an den Markt. Michael Helbig denkt die Vision bereits weiter. Vielleicht lassen sich in Zukunft auf dieser Basis weitere Bausteine wie etwa eine Hauslieferung etablieren.