Beim Besuch von SPD Landeschef Thorsten Schäfer-Gümbel
in Lindenfels war die Situation des von der Schließung bedrohten Lindenfelser Luisenkrankenhauses das große Thema. Eine knappe Stunde unterhielt sich der Politiker mit Bürgermeister Michael Helbig und Ärzten aus dem Burgstädtchen über die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum. Er nahm dabei zur Kenntnis, wie stark diese von einer Schließung des Krankenhauses betroffen wäre. „Der Altersdurchschnitt der niedergelassenen Ärzte liegt hier bei 64 Jahren“,
verdeutlichte der Lindenfelser Allgemeinmediziner Gerhard Wetzel dem
Gast aus dem Landtag. Ohne das Luisenkrankenhaus fiele jegliche
fachärztliche Unterstützung weg. „So wird es schwierig, Nachfolger für
uns zu finden“, befürchtet der Arzt. Chefarzt Joachim Wahlig erläuterte
bei dieser Gelegenheit seine Idee für „Luise light“, einem kleineren Krankenhaus mit 40 bis 50 Betten und einem Versorgungszentrum, an das Einrichtungen in Nachbargemeinden angeschlossen werden sollen. Das Problem hierbei sei jedoch, dass sich so ein Projekt frühestens in drei Jahren realisieren lassen würde. „Wir brauchen auf jeden Fall eine
Zwischenlösung, um die medizinische Versorgung zu gewährleisten“,
betonte der Arzt.
Lob für Flüchtlingsbetreuung
Hessens oberster Sozialdemokrat informierte sich aber auch über andere Themen, die derzeit Gesprächsthema in Lindenfels sind. Im
Büro der SPD und der Arbeiterwohlfahrt machte er sich ein Bild von der
Flüchtlingsbetreuung, die von dort aus organisiert wird. „Derzeit haben
wir hier 130 Flüchtlinge dezentral untergebracht, informierte Bürgermeister Helbig den Vorsitzenden. Die ehrenamtliche Hilfe funktioniere völlig unabhängig von der der Stadtverwaltung. Einen Eindruck davon, wie groß das Engagement der Lindenfelser ist, bekam Schäfer-Gümbel direkt mit: Ehrenamtliche Mitarbeiter breiteten auf einem Tisch im Büroraum den Inhalt eines Beutels aus, den ein Spender anonym dort abgeliefert hatte. Er enthielt Süßigkeiten und Spielzeug. Bürgermeister Helbig ließ aber auch das Engagement der Flüchtlinge selbst nicht unerwähnt und berichtete seinem Parteifreund von der gemeinnützigen Arbeit, die einige Flüchtlinge im Schwimmbad verrichten. „Sie pflegen dort die Außenanlagen. Seitdem sieht es dort aus wie geleckt“, brachte es der Bürgermeister auf den Punkt. Zudem habe einer der Flüchtlinge einen Kurs bei der DLRG besucht und helfe jetzt bei der Badeaufsicht. „Hier läuft es so, wie es laufen soll. Nur so funktioniert das“, stellte Schäfer-Gümbel zufrieden fest. Zum Thema gemeinnützige Arbeit für Flüchtlinge merkte er an, dass die Aufwandsentschädigung für die Arbeitskräfte in nächster Zeit vermutlich
aufgestockt werde.
Eröffnung im April erwartet
Nach dem Besuch bei SPD und AWO machte Schäfer-Gümbel Station bei der Nahversorger-Baustelle an der Nibelungenstraße, wo ihn Peter Eisenhuth, Bereichsleiter Lebensmittelmärkte der Supermarktkette
Markthaus Mannheim, den Politiker über die Pläne für den neuen Markt informierte. Es handele sich um das erste Integrationsprojekt dieser Art an der Bergstraße: Vier Menschen mit Behinderungen sollen in dem Markt arbeiten. „Eine Mitarbeiterin haben wir bereits gefunden. Sie wird derzeit in einem Markthaus in Weinheim angelernt“, sagte Eisenhuth. Bei den anderen Mitarbeitern sei das Unternehmen noch auf der Suche. „Auch ein Marktleiter wurde bisher nicht gefunden“, ergänzte Bürgermeister Helbig. Unabhängig von dem Supermarkt
sollen ein Café und eine Bäckerei entstehen. Vor allem davon
verspricht sich Helbig einiges: Das Café im früheren Supermarkt sei ein
Treffpunkt vor allem für die ältere Bevölkerung von Lindenfels gewesen. Möglicherweise könne man daran anknüpfen. Die Marktkette will den Verkaufsraum am 1. März übernehmen. Peter Eisenhuth hofft, dass der neue Laden Anfang April seine Tore öffnen kann. Entwickelt sich der Umsatz wieder so wie der des Vorgänger-Supermarkts,
wäre das Lindenfelser Geschäft das größte in der Kette. Die
Ware wird es von Rewe beziehen. Mit der Sicherung der Nahversorgung,
dem Integrationsprojekt und dem erwarteten Umsatz für Markthaus
Mannheim habe man eine „Win-Win-Win-Situation“, kommentierte
Schäfer-Gümbel.