Ergebnis der Kommunalwahl

Das Ergebnis der Kommunalwahlen dürfte in die Annalen der Lindenfelser Stadtgeschichte eingehen: Zum ersten Mal seit langem
ist die LWG/CDU nicht mehr die stärkste Fraktion im Stadtparlament.
Nach dem vorläufigen Endergebnis hat ihr die SPD den Rang abgelaufen. Sie eroberte fast zehn Prozent mehr Wählerstimmen als vor fünf Jahren. Zehn Prozent liegt sie damit nun auch vor der LWG/CDU. Die Sozialdemokraten gewinnen drei Sitze hinzu und besetzen nun 15 der 31 Stühle im Stadtgremium – Bürgermeister Michael Helbig ist damit der „verlässlichen Mehrheit“, die er sich vor der Wahl gewünscht hatte, näher gekommen. Die LWG/CDU gibt zwei Sitze ab und kommt auf elf Plätze. SPD-Fraktionsvorsitzender Stefan Ringer zeigte sich äußerst zufrieden mit dem Ergebnis. „Vor der Wahl hatten wir uns gesagt, dass es fast ein Wunder wäre, wenn wir drei Sitze dazugewännen. Jetzt ist genau das eingetreten“, freute er sich. Er
sieht darin eine Anerkennung der Arbeit von Bürgermeister Helbig
und der SPD-Fraktion. „Die Bevölkerung sieht, dass wir uns engagieren
und dabei auch gut mit allen anderen zusammenarbeiten.“ Für die eigene Mehrheit reichte es nicht – die Sozialdemokraten werden also auch weiterhin mit den anderen Fraktionen reden müssen. „Wir werden wie gewohnt auf alle zugehen und mit ihnen darüber sprechen, was das Beste für Lindenfels ist“, kündigte der Fraktionsvorsitzende an. In der Vorstandssitzung am Mittwoch werden die Sozialdemokraten darüber diskutieren, ob sie anderen Fraktionen Koalitionsangebote machen.

FDP gewinnt einen Sitz hinzu

Gefasst nahm Alexander Strohmenger, Spitzenkandidat der LWG/CDU,
das Wahlergebnis auf. Dass die Listenverbindung Stimmen verlieren
würde, hatte sich bereits am Wahlsonntag abgezeichnet. Lange hatte
es so ausgesehen, als würde sie dennoch weiter die stärkste Fraktion
stellen. Nachdem nun aber auch die Stimmzettel ausgezählt sind, auf denen die Wähler nicht an den Köpfen der Listen, sondern hinter einzelnen Kandidaten ihr Kreuz machten, ist klar, dass sich die Befürchtungen einiger Mitglieder der Liste bewahrheitet haben. Einige von ihnen hätten sogar mit Schlimmerem gerechnet: „Wir haben in der Vergangenheit viel Gegenwind bekommen, auch in sozialen Netzwerken. Das zerrt an der Substanz“, sagte Strohmenger. „Wir sind froh, das wir nicht unter 30 Prozent gerutscht sind“, lautete daher sein Fazit. Was die Ursachen für diesen Niedergang sind und welche Lehren die Listenverbindung daraus ziehen kann, wollen Christdemokraten und Wählergruppierung nun in Ruhe analysieren. Stohmengers Einschätzung: „Wir haben vor der Wahl vor allem auf junges Personal gesetzt. Vielleicht sind einige ältere nicht damit klar gekommen.“ Es hätten zumindest mehr Wähler kumuliert und panaschiert als bei früheren Abstimmungen, so sein Eindruck. Bei der Frage, mit welcher Fraktion die LWG/CDU in der nächsten Legislaturperiode zusammenarbeiten wolle, legte Strohmenger sich nicht fest. Auch dies müssten die Mitglieder der Liste nun unter einander besprechen.
Dieter Adolph, der FDP während der vergangenen fünf Jahre alleine in
der Stadtverordnetenversammlung vertreten hat, wird Gesellschaft bekommen: Nach dem vorläufigen Wahlergebnis reicht es nun für zwei
FDP-Sitze. „Damit können wir zufrieden sein“, lautete Adolphs Bewertung. Ein Wermutstropfen für die Liberalen: Gegenüber dem Trendergebnis vom Sonntag büßte auch sie einige Prozentpunkte ein. „Letztlich haben wir Glück gehabt“, sagte der Stadtrat. Die Mitglieder der Liste werden nun besprechen, mit wem sie zusammenarbeiten wollen. „Wir würden es aber bevorzugen, weiterhin selbstständig zu agieren“, stellte Adolph klar. Den Zugewinn an Stimmen führt er unter anderem darauf zurück, dass die FDP dieses Mal mit zwölf anstatt mit sechs Kandidaten antrat.

Grüne verlieren Stimmen

Einbußen an Stimmen mussten die Grünen hinnehmen. Bei der Kommunalwahl vor fünf Jahren hatten sie einen historischen Wahlerfolg gefeiert, bei dem sie auch von der Atomdebatte im Zuge der Reaktorkatastrophe von Fukushima profitiert hatten. Dieser Bonus fiel nun weg und die Grünen verloren fast ein Drittel ihrer Stimmen und zwei ihrer Sitze. Die Mitglieder der Partei in Lindenfels bewerten das Ergebnis unterschiedlich. Fraktionsvorsitzender Jochen Ruoff will nicht von einer Wahlniederlage sprechen. „Es war ein Stück weit zu erwarten, dass wir nicht an das Ergebnis von 2011 anknüpfen können“, sagte er. Außerdem ist er froh darüber, dass keine Partei die absolute Mehrheit im Stadtparlament erreicht hat. Eine Koalitionsaussage wollte Ruoff gestern noch nicht treffen. „Wir würden gerne so weiter machen
wie bisher und mit offenen Mehrheiten bei den Abstimmungen arbeiten. Aber wir werden natürlich alle Angebote prüfen, die uns gemacht werden.“

Wahlbeteiligung kaum verändert

Ralf Löffler, Mitglied im Stadtbverband der Grünen, zeigte sich hingegen enttäuscht von dem Wahlergebnis. „Unsere Arbeit wurde nicht honoriert“, beklagte er. Außerdem sei er unsicher, ob die Grünen ihre Politik der offenen Mehrheiten fortsetzen können. Es seien viele Konstellationen möglich. „Die SPD sucht jetzt einen Koalitionspartner. Ich könnte mir vorstellen, dass da auch die FDP ihren Hut in den Ring wirft“, sagte der Grüne. Die Wahlbeteiligung war mit 53 Prozent minimal höher als 2011.