
Ehrenamt: Schreiner Norbert Grosch hat kostenlos einen 60 bis 70 Jahre alten Wegweiser zur Lindenfelser Burg restauriert
Lindenfels. In Kürze soll das historische Schild, das den Weg zur Burg weist, wieder einen passenden Platz bekommen. Zum Glück legte es jemand, vielleicht nach dem gründlichen Ausräumen einer Wohnung, an entsprechender Stelle wohl sehr zielgerichtet ab, damit es „gefunden“ wird. Sonst wäre es vielleicht nicht mehr existent.
„Wir haben viele Bürger, die sich für die Belange der Stadt einsetzen“, sagte Bürgermeister Michael Helbig schon an anderer Stelle einmal und sinngemäß auch bei der aktuellen Gelegenheit. Es ist schon etwas Besonderes, sind sich viele Lindenfelser einig, wenn sich jemand über längere Zeit intensiv um den Erhalt von Historischem bemüht. Und davon gibt es so einige in Lindenfels.
Selbstgemischte Farben
Der Schlierbacher Norbert Grosch ist gelernter Schreiner und hat erneut dafür gesorgt, dass Historisches wieder „aufgemöbelt“ und damit nicht einfach achtlos weggeworfen wurde. Ursprünglich hing das historische Hinweisschild, durch und durch aus Eiche, am ehemaligen Hotel Odenwald. Irgendwann wurde es im Zuge der Umgestaltung und des Besitzerwechsels abgehängt und erst einmal verwahrt. Rund 60 bis 70 Jahre, so schätzt Grosch, hat das Schild auf dem Buckel.
Norbert Grosch nahm sich des Schildes an, säuberte es gründlich und machte sich Gedanken über den neuen Anstrich. „Das Schild ist mit alten Farben bemalt und früher mischte man diese eben selbst“, sagte der Fachmann. Damit musste er sich viele Gedanken über die richtige Mischung machen, denn einfach nachkaufen konnte er die Farben nicht mehr. Bilder vom Original gab es auch keine, informierte Grosch. Die Beschläge am Schild seien allerdings noch im Original vorhanden, ergänzte er.
Bei der Überarbeitung musste der Schreiner zudem auf den mitten durch das Schild verlaufenden Riss achten, den es zu „bearbeiten“ galt. Damit es in Zukunft besser dem Wetter trotzen kann, spendierte Grosch einen passenden Hintergrundrahmen und ein Dach, damit wenigstens die gröbsten Witterungseinflüsse abgefedert werden können. „Man sollte trotz der aktuellen Überarbeitung alle fünf bis sechs Jahre prüfen, ob das Schild noch wetterfest ist“, riet der Fachmann.
Wer der Künstler war, der das Schild ursprünglich fertigte, kann nicht mehr eindeutig nachgewiesen werden. Es wird vermutet, dass es der Wirt des Gasthauses „Zur Traube“ in Winterkasten war.
Grosch hat rund drei Wochen für die Überarbeitung des Schildes investiert. Hätte die Stadt dafür einen Betrieb in Anspruch genommen, wäre die Stadtkasse nun um mindestens 600 Euro leichter, schätzt er. Bürgermeister Michael Helbig ist immer wieder sehr angetan, dass Bürger der Stadt teils ungefragt ihre Hilfe anbieten, wie auch im Falle des Schildes. Das zeuge von einer besonderen Verbundenheit mit der Stadt.
Dank der Initiative von Norbert Grosch ist schon mehr in Lindenfels restauriert worden. Unter anderem das große, hölzerne Eingangstor der Lindenfelser Burg. Grosch setzte das Tor damals an 14 Werktagen instand.
Das Tor stellte damals eine ziemliche Herausforderung dar und mancher glaubte nicht, dass man es instandsetzen könne. Auch hier war eine lange Zeit nötig. Viele Stunden stellte Grosch der Stadt ohne Berechnung zur Verfügung.
Unterstützung fand der Schreiner immer wieder bei den Mitarbeitern des Bauhofes. „Ein großes Lob, das hat stets ganz hervorragend geklappt“, sagte Grosch, als es um das Hinweisschild ging. Bürgermeister Michael Helbig lobte den beispielhaften Einsatz des Schlierbachers und überreichte ihm beim Ortstermin als Dank ein Präsent.
© Bergsträßer Anzeiger, Donnerstag, 14.06.2018
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